Die Dose - Ein Klassiker mit Potenzial

Lange galt die Konservendose als altmodisch, doch jetzt erlebt sie ein Comeback – angetrieben von veränderten Konsumgewohnheiten und innovativen Konzepten. Zwischen Premium-Produkten, pflanzlichen Alternativen und hipper Markenbildung steckt in der Dose mehr Potenzial als gedacht.

Zusammenfassung

  • Im frühen 19. Jahrhunderts Entwickelte der französischen Konditor und Koch Nicolas Appert ein Verfahren zur Haltbarmachung von Lebensmitteln durch Erhitzen in luftdicht verschlossenen Glasbehältern. Wenig später feierte die Konservendose aus Aluminium seine Geburt und veränderte die Lebensmittelindustrie auf eine Weise, wie es Kühlschrank und Tiefkühltruhe taten.

  • Bis 2029 soll der Konservenmarkt auf 108,58 Milliarden US-Dollar wachsen, steht gleichzeitig aber vor diversen Herausforderungen, während eine große Anzahl an Unternehmen versuchen, ihre Marktanteile auszubauen.

  • Die Konservendose ist dabei sehr unterschätzt und leidet aktuell unter einem schlechtere Image als Glas, was völlig unberechtigt ist. Dadurch ergeben sich aber einige Chance, für neue Ideen und neue Player.

Die Konserve, eine revolutionäre Erfindung des frühen 19. Jahrhunderts, wurde von dem französischen Konditor und Koch Nicolas Appert entwickelt. Sein Verfahren zur Haltbarmachung von Lebensmitteln durch Erhitzen in luftdicht verschlossenen Glasbehältern markierte den Beginn einer neuen Ära in der Lebensmittelkonservierung. Diese Methode wurde später auf Metallbehälter angewendet, was zur Entwicklung der Konservendose führte. Die erste kommerzielle Produktion von Konservendosen begann in den 1810er Jahren nach Peter Durands Patent für die Verwendung von Blechdosen zur Konservierung von Lebensmitteln.

Heute steht die Konservenindustrie vor vielfältigen Herausforderungen, aber auch vor bedeutenden Wachstumschancen, die durch veränderte Konsumgewohnheiten und Innovationen angetrieben werden. Nicht ohne Grund titelten Fachportale wie die FachPack oder das Schweizer Handelszeitung bereits 2023, dass die Konserven wieder zurück sind.

Der Konservenmarkt profitiert von einer steigenden Nachfrage nach koch- und verzehrfertigen Lebensmitteln, insbesondere in urbanen Gebieten und Schwellenländern. Der zunehmende Anteil der Erwerbsbevölkerung und der Trend zu weniger Zeitaufwand beim Kochen fördern das Wachstum. Millennials, bekannt für ihre Vorliebe für bequeme und schnell zubereitete Mahlzeiten, treiben die Akzeptanz von Konservenprodukten voran. Große Hersteller reagieren auf diesen Trend mit neuen Produkten und erweiterten Produktionskapazitäten.

Gleichzeitig führen veränderte Ernährungsgewohnheiten zu Verschiebungen innerhalb der Kategorie. Während Fertiggerichte zunehmend an Bedeutung gewinnen, sind Klassiker wie Sauerkraut bei den nachkommenden Generationen X und den Millennials deutlich weniger gefragt.

Die Branche sieht sich jedoch auch zunehmenden Umweltbedenken ausgesetzt, die eine erhebliche Herausforderung für das Marktwachstum darstellen. Die nicht biologisch abbaubaren Konservendosen aus Blech und Aluminium stehen zunehmend in einem schlechten Licht, während Glas, das ebenfalls ähnliche Schwachstellen aufweist, als zeitgemäßer wahrgenommen wird. Allerdings setzen viele Hersteller mittlerweile auf recycelbare Materialien, um die Umweltbelastung zu minimieren.

Der Markt für Konserven

Wie es um den Markt für Konservendosen genau aussieht, ist allerdings nicht leicht zu ermitteln. Die Kategorie der Konserven umfasst Produkte in Blech- und Aluminiumdosen ebenso wie Glaskonserven und Dosengetränke.

Mit Blick auf den zunehmenden Trend, Getränke in Dosen abzufüllen, und des vermehrten Einsatzes von Glas anstatt Metall dürfte es letztere Kategorie in den vergangenen Jahren schwer gehabt haben.

Betrachtet man den Gesamtmarkt, lässt sich die Marktgröße für Konserven im Jahr 2024 auf 89,03 Milliarden US-Dollar schätzen und soll bis 2029 108,58 Milliarden US-Dollar erreichen, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 4,05 % im Prognosezeitraum (2024–2029) entspricht.

Die Player im Konserven-Geschäft

Der Weltmarkt für Konserven ist aufgrund der Präsenz großer regionaler und inländischer Akteure hart umkämpft. Zu den wichtigsten Marktteilnehmern zählen unter anderem Del Monte Foods Inc., Conagra Brands Inc., Kraft Heinz Company, Campbell Soup Company, Nestlé SA usw. Unternehmen im Konservenmarkt investieren in die Produktentwicklung, indem sie ihre Forschungs- und Entwicklungsinitiativen langfristig stärken. Die Hauptakteure haben sich auch auf die nachhaltige Produktion von Lebensmittelkonserven konzentriert, um mehr Verbraucher anzulocken.

Der deutsche Marktführer im Bereich Konserven ist Hengstenberg. Die Wurzeln von Hengstenberg reichen bis ins Jahr 1876 zurück, als Richard Alfried Hengstenberg sich an einer Essigfabrik beteiligte. Mit der Expansion des Sortiments auf Gurken, Senf und schließlich Sauerkraut legte das Unternehmen den Grundstein für seinen zukünftigen Erfolg. In den 1950er Jahren entwickelte Hengstenberg eine klare Markenpolitik. Mit der Einführung der Marke "Altmeister" für Essig und später "Mildessa" für Sauerkraut setzte das Unternehmen neue Maßstäbe in der Vermarktung. Später folgte die Marke "Rotessa" für Rotkohl.

Neben klassisch deutschen Produkten erweiterte Hengstenberg sein Portfolio und brachte unter der Marke "Oro di Parma" seit 1967 zahlreiche Tomatenprodukte auf den Markt. Diese Marke ist in Deutschland führend bei Tomatenerzeugnissen und trägt rund 30 Prozent zum Unternehmensumsatz bei.

Ein Demografie-Problem stellt jedoch eine Herausforderung dar. 2018 waren 66 Prozent der deutschen Sauerkraut-Käufer über 50 Jahre alt. Um jüngere Zielgruppen zu erreichen und die Verkäufe zu stabilisieren, hat Hengstenberg in den letzten Jahren neue Produktlinien eingeführt, darunter ein Grillsortiment mit Barbecue-Sauerkraut. Darüber hinaus sieht sich Hengstenberg unter zunehmendem Wettbewerbsdruck, insbesondere von Unternehmen wie Mutti, Campbell Soup und Danish Crown Amba.

Da geht noch was!

Bislang greifen neue Unternehmen meist zu den wertigeren Glasverpackungen. Konserven bieten jedoch oft eine längere Haltbarkeit als eingelegte Lebensmittel im Glas, da sie vollständig luftdicht und lichtundurchlässig sind. Dies reduziert die Möglichkeit des Verderbs und des Nährstoffverlustes. Dosen sind robuster und weniger bruchanfällig als Gläser. Sie sind widerstandsfähig gegen Stöße und Erschütterungen, was sie ideal für den Transport und die Lagerung macht. Aluminium- und Stahldosen sind weitgehend und effizient recycelbar. In vielen Ländern bestehen gut entwickelte Recyclingprogramme für diese Materialien, was zu einer Reduzierung der Umweltbelastung beitragen kann.

Es braucht nur frische Ideen

Ocean Veggies

M.I.L.K., eine Agentur für modernes Packaging-Design, hat beispielsweise in einem Projekt unterschiedlichste Gemüse so zubereitet und gewürzt, dass ihre Aromen an Fisch oder Meeresfrüchte erinnern. Damit bedient die Agentur nicht nur den Trend zu einfachen, pflanzlichen Alternativen, sondern entschied sich bewusst für die gute, alte Konservendose, die ihre perfekten Schutzeigenschaften mit einer ikonischen Form kombiniert.

Eingelegtes Gemüse als Fischalternative

Premium Konserven

Ebenfalls noch einiges an Spielraum liegt im Premium-Segment. Während die bunten und hochwertigen Sardinen-Dosen bereits das klassische Mitbringsel aus dem Portugalurlaub sind, gibt es bislang viel zu wenig High-Quality-Produkte in der Dose. Dabei gehört der „Kleine Luxus“ längst zum Alltag einer sonst verstärkt preisgetriebenen Konsumlaune und das Thema Bevorratung wächst von Tag zu Tag.

Cocktails in der Dose

Hippe Dosen

Zuletzt darf man nie den Drang, insbesondere junger Konsument*innen, unterschätzen, die nach neuen und weniger angestaubten Alternativen zu gängigen Marken suchen. Mit modernem Marketing, einer agilen und frischen Kommunikation sowie etwas neuen Produktideen ließe sich eine hippe Marke aufbauen, die sich an junge, urbane Zielgruppen richtet.

Schokoladen-Sardinen von Fishwife

Viel Potenzial, noch nur wenig Innovation. So lässt sich das Dilemma, rund um die Dose wohl zusammenfassen. Doch es gibt Hoffnung: Konservengigant Kraft Heinz hat erst vor kurzem angekündigt, Spaghetti Carbonara in der Dose auf den Markt zu bringen. Die Begründung dieses Schritts: Ziel sei es, die junge Generation anzusprechen, denn laut einer Studie des Unternehmens sind 32 Prozent der Generation Z auf der Suche nach schnellen und unkomplizierten Mahlzeiten. Die berühmte italienische Pasta nun auch als Fertiggericht in der Dose soll diese Nachfrage bedienen.

Spaghetti Carbonara aus der Dose von Heinz

Quellen: