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Die neue Lust auf Schärfe: Warum Hot Sauce & Chili Crisp unseren Geschmack erobern
Von sensorischen Abenteuern, über Gesundheitliche Vorteile, bis hin zu globalen Einflüssen – Schärfe ist mehr als nur ein Trend.
Für manche ein Abenteuer, für andere ein rotes Tuch: Scharfes Essen. 2024 eroberte die Hot Chip Challenge die Sozialen Medien, bei der Teilnehmende besonders scharfe Chips aßen und ihre Reaktionen filmen. Videos mit schweißtreibenden Momenten und hitzigen Kommentaren gingen viral – allein auf TikTok sammelten Hashtags wie #HotChipChallenge Millionen von Aufrufen. Diese umstrittenenen Challenges sind aber nur eines von vielen Beispielen dafür, wie Schärfe als Trend immer weiter befeuert wird.
Scharfe Lebensmittel sind längst mehr als ein Nischenprodukt. Von Chili Crisp über Hot Sauce bis zu feurigen Snacks – der Markt wächst und zeigt sich innovativer denn je. Ein Blick auf Google Trends unterstreicht den Hype: Jahr für Jahr steigt das Interesse. Und Supermärkte reagieren mit einer immer breiteren Auswahl. Aber warum diese Begeisterung für Schärfe?
Der Reiz der Schärfe: Vom Abenteuer bis zur Wissenschaft
Schmerz als Erlebnis
Capsaicin, der Wirkstoff in Chilischoten, sorgt nicht nur für den typischen Schärfekick, sondern auch für ein sensorisches Abenteuer. Das Brennen aktiviert Schmerzrezeptoren, was der Körper mit der Ausschüttung von Endorphinen beantwortet. Viele empfinden diese Reaktion als stimulierend – ein Erlebnis, das Essen spannender macht.Gesundheitliche Vorteile
Scharfe Lebensmittel haben einen Ruf als kleine Gesundheitswunder. Capsaicin kann den Stoffwechsel ankurbeln, entzündungshemmend wirken und sogar zur Gewichtskontrolle beitragen. Diese Aspekte tragen dazu bei, dass scharfe Produkte nicht nur als Genussmittel, sondern auch als funktionale Lebensmittel wahrgenommen werden.Schärfe hilft gegen Hitze
Im Sommer 2024 gab es nicht nur tropische Temperaturen, sondern auch eine neue Idee, um der Hitze zu trotzen – Gummibärchen, die deinen Körper auf heiße Tage vorbereiten. Schon lange ist bekannt, dass scharfe Nahrungsmittel wie Chili den Körper ins Schwitzen bringen und so die Hitze besser ertragen lässt. Doch was passiert, wenn man diesen Effekt in mundgerechter Form liefert? Genau das hat das MILK Food Lab ausprobiert und Gummibärchen entwickelt, die mit den Wirkstoffen Capsaicin und Menthol arbeiten. Ziel war es, eine schnelle und effektive Lösung zu finden, um den Körper bei hohen Temperaturen zu unterstützen – ein heißes Experiment, das zeigt, dass funktionale Snacks mehr können, als nur den Geschmack zu treffen.
Vielfalt durch Globalisierung
Die weltweite Verbreitung von Küchen wie der asiatischen oder mexikanischen hat Schärfe salonfähig gemacht. Ob Sriracha aus Thailand, Sambal Oelek aus Indonesien oder Chili Crisp aus China – internationale Aromen finden ihren Weg in heimische Küchen und eröffnen neue Geschmackshorizonte.
Projekt der Agentur MILK “Gummibärchen gegen den Klimawandel”
Chili Crisp: Mehr als nur ein Gewürz
Chili Crisp – eine Mischung aus Öl, knusprigen Zutaten und Gewürzen – ist längst mehr als ein Geheimtipp. Ursprünglich aus der chinesischen Küche stammend, hat es in den letzten Jahren auch international Karriere gemacht.
Weltweites Suchinteresse des Keywords "Chili Crisp" / Quelle: Google Trends
Die Marke Lao Gan Ma brachte das Produkt, das auch unter der Bezeichnung Chili Crunch bekannt ist, zuerst in die USA, wo es mit seinem intensiven Umami-Geschmack schnell Fans gewann. Spätestens während der Pandemie, als viele auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen waren, wurde Chili Crisp zum Must-Have.
Moderne Marken wie Fly By Jing fügten dem Gewürz eine persönliche Note hinzu: Sie kombinierten traditionelle Rezepte mit einer Lifestyle-Ästhetik und erzählten Geschichten, die die Zielgruppe berühren. Selbst Starkoch David Chang setzte mit seiner Marke Momofuku auf den Trend – und machte Chili Crisp endgültig zum Mainstream.
Im deutsprachigen Raum sind es Startups wie Pretty NamNam oder J. Kinski, die dem Trendprodukt ein Gesicht geben. Ein Blick in die Supermarktregale offenbar aber, dass diese unter weitere Innovatoren noch viel Arbeit vor sich haben, die Bekanntheit und Durchdringung dieser kulinarischen Ergüsse weiter zu steigern.
Chili Crisp Classic von Pretty NamNam
Hot Sauce: Der Klassiker neu interpretiert
Tabasco und Sriracha gibt es schon lange, doch ein neuer Boom für scharfe Soßen wird von der Generation Z angetrieben, wobei über die Hälfte dieser jungen Konsument*innen sich als Liebhaber scharfer Gewürze bezeichnen.
Eine Umfrage von NC Solutions ergab, dass Hot Sauce nach Mayonnaise die am zweithäufigsten gekauften Würzsaucen sind, und im Jahr 2025 finden sogar zum zweiten mal die Hot Sauce Awards statt, welche die besten scharfen Saucen des Kontinents auszeichnen.
Neben einigen Nischenmarken, oft Influencer oder Hobby-Chilibauern, ist ist im DACH-Raum insbesondere das Startup Sochili hervorzuheben.
Die Idee hinter Sochili entstand 2010, als Moritz Everding während seines Mexiko-Trips die Liebe zu Chilisaucen entdeckte. Zurück in Deutschland fiel ihm auf: Es gibt bereits sozial engagierte Schokoriegel und Kaffeemarken – aber keine Chilisauce, die wirklich etwas verändert. Gemeinsam mit Torsten Schreiber, den er in seinem Podcast interviewte, entstand die Vision: Eine Chilisauce, die nicht nur schmeckt, sondern auch Farmer:innen unterstützt und Zugang zu Strom ermöglicht.
Hot Sauce Set von Sochili
Scharfe Snacks: Das nächste große Ding
Neben Soßen sind auch scharfe Snacks auf dem Vormarsch. Produkte wie Hot Chips sprechen besonders jüngere Konsument*innen an, die nach intensiven Geschmackserlebnissen suchen. Dabei reicht die Bandbreite von leicht scharf bis hin zu extremer Schärfe – ideal für alle, die den Nervenkitzel auf der Zunge spüren möchten.
Fazit: Schärfe bleibt heiß
Ob als Soße, Snack oder Würzmittel – die Lust auf Schärfe wächst weiter. Hinter dem Boom stehen der Wunsch nach Erlebnissen, gesundheitliche Argumente und eine immer größere Offenheit für internationale Küchen. Mit der wachsenden Bedeutung sozialer Medien und einer experimentierfreudigen jungen Generation dürfte dieser Trend so schnell nicht abkühlen.
Weitere Quellen: