Weinmarkt: mit alkoholfreien Alternativen zu neuem Wachstum

Alkoholfreie Weine, Proxy-Weine und Premium-Traubensäfte erobern den Markt – neue Genussalternativen für bewusste Konsumenten und die gehobene Gastronomie.

Wein steht für Genuss, Kultur und Tradition – doch der klassische Tropfen mit Alkohol bekommt zunehmend Konkurrenz. Immer mehr Konsument*innen suchen nach Alternativen, sei es aus gesundheitlichen, sozialen oder geschmacklichen Gründen. Die gute Nachricht: es gibt immer mehr alternativen zum klassischen Wein.

Von entalkoholisierte Weinen, die ihrem Original so nah wie möglich kommen wollen, üner Proxies, die bewusst auf neue Aromen setzen, bis hin zu hochwertigen Traubensäften die unverfälschte Natürlichkeit bieten. Gemeinsam verändern sie den Markt und schaffen neue Genussmomente – ganz ohne Promille.

Der Markt für alkoholfreie Weine wächst jährlich um etwa 12 % und wird bis 2031 voraussichtlich einen globalen Umsatz von 2,48 Milliarden Euro erreichen. Europa dominiert aktuell mit 48,5 % Marktanteil, aber Nordamerika und der asiatisch-pazifische Raum zeigen ebenfalls hohe Wachstumsraten. Der Trend wird von veränderten Konsumgewohnheiten, einem zunehmenden Gesundheitsbewusstsein und verbesserten Herstellungsverfahren getrieben.

  • Alkoholfreie Weine machen noch weniger als 1 % des gesamten Weinmarktes aus, aber die Nachfrage steigt, insbesondere bei jüngeren Konsument*innen und in urbanen Regionen.

  • Schaumweine dominieren das Segment mit einem Umsatzanteil von bis zu 83 %.

  • Kampagnen wie „Dry January“ und „Sober October“ fördern saisonale Spitzen.

  • Gastronomie und Handel nehmen zunehmend alkoholfreie Alternativen in ihr Sortiment auf.

Die geschmackliche Qualität ist für viele Konsument*innen hingegen noch nicht zufriedenstellend. Fortschritte in der aromaschonenden Entalkoholisierung, hochwertige Traubensäfte und gänzlich neue Ideen bringen den Markt aber weiter in Schwung.

Alkoholfreie Weine

Auf der Suche nach einer alkholfreien Weinalternative greifen Konsument*innen bislang immer noch am häufigsten zu entalkoholisierten, aber traditionell hergestellten Weins. Dieser entsteht meist durch eine der drei gängisten Methoden:

  • Vakuumdestillation: Alkohol wird bei niedrigen Temperaturen verdampft, um Aromen zu erhalten.

  • Umkehrosmose: Trennung des Alkohols durch Filterprozesse.

  • Spinning Cone Column: Ein mehrstufiges Destillationsverfahren, das Aromen auffängt und später zurückführt.

Rechtlich darf alkoholfreier Wein bis zu 0,5 % Alkohol enthalten, wobei viele Produkte bei etwa 0,2 % liegen.

Geschmack und Sorten

Der Vielfalt an Alkoholfreien Weinen ist im Prinzip keine Grenze gesetzt, da jeder Wein prinzipiell entalkoholisiert werden kann. Alkoholfreie Weine behalten oft die Fruchtaromen ihrer alkoholischen Pendants, können aber weniger Tiefe und Struktur haben. Dies wird häufig durch Restsüße oder intensive Fruchtextrakte ausgeglichen

Player to watch: Kolonne Null

Die Kolonne Null ist ein Berliner Startup, das 2018 von Philipp Rößle und Moritz Zyrewitz gegründet wurde und sich auf die Herstellung alkoholfreier Premiumweine spezialisiert hat. Durch Entalkoholisierungstechniken wie Vakuumdestillation und Aroma-Rückgewinnung bewahrt das Unternehmen den charakteristischen Geschmack der Weine und arbeitet eng mit renommierten Familienweingütern zusammen. Kolonne Null hat sich als Marktführer im DACH-Raum etabliert und bietet eine breite Auswahl an Still- und Schaumweinen, die auch in internationalen Sternerestaurants Anerkennung finden. Das Unternehmen verfolgt eine nachhaltige Wachstumsstrategie, unterstützt durch Investoren wie die Geschwister Oetker Beteiligungen KG, um neue Märkte zu erschließen und weitere Innovationen voranzutreiben. Ziel ist es, hochwertigen alkoholfreien Genuss für einen bewussten Lebensstil zu schaffen, ohne Kompromisse bei Qualität und Stil einzugehen.

Bild: Kolonne Null

Proxy-Weine

Im gegensatz zum klassischen Alkoholfreien Wein, sind Proxy-Weine keine entalkoholisierten Weine, sondern von Wein inspirierte Kreationen. Sie bestehen aus einer Kombination fermentierter Zutaten wie Tee, Kombucha, Verjus, Fruchtmazeraten, Gewürzen und Botanicals. Während alkoholfreier Wein versucht, seinen alkoholischen Ursprung so gut wie möglich zu imitieren, setzen Proxy-Weine bewusst auf eine eigenständige Aromatik.

Hauptzutaten in Proxy-Weinen

  1. Fermentierte Getränke: Kombucha, Kefir, Fermentierte Getreidemischungen

  2. Pflanzliche Aromen und Essenzen: Kräuter (z. B. Kiefernnadeln, Feigenblätter), Gewürze (z. B. rosa Pfeffer, Wacholder), Wurzeln (aromatische Wurzeln für Tannine)

  3. Früchte und Säfte: Quitte, Stachelbeeren, Rhabarber, Zitrusfrüchte (z. B. Zitrone, Ananas)

  4. Säurequellen: Verjus (Saft aus unreifen Trauben), Essig (z. B. Apfelessig)

  5. Tee und Bitterstoffe: Jasmintee, Waldmeister, Bitterstoffe für Struktur und Adstringenz

  6. Weitere Kreative Zutaten: Heu (geröstet oder karamellisiert), Walnuss, Holunderblüten

Die Idee hinter Proxy-Weinen ist es, die Struktur, Komplexität und das Mundgefühl von Wein nachzubilden, ohne dabei die typische Alkoholbasis zu benötigen. Sie spielen mit Säure, Tanninen und vielschichtigen Geschmacksprofilen, um ein anspruchsvolles Trinkerlebnis zu schaffen. Besonders in der gehobenen Gastronomie werden sie als interessante Alternative gehandelt, da sie sich gut mit Speisen kombinieren lassen und durch ihre kreativen Rezepturen neue Geschmackserlebnisse bieten.

Ursprung und Vorreiter der Proxy-Weine

Der Trend zu Proxies nahm in Nordamerika und Skandinavien Fahrt auf, wo Fine-Dining-Restaurants wie das berühmte Noma in Kopenhagen alkoholfreie Menübegleitungen salonfähig machten. In Kanada entwickelte das Unternehmen Acid League erste Proxies mit Tees, Säften und Fermenten, die sich geschmacklich mit Wein messen können. Die Marke Proxies bringt heute monatlich neue Sorten auf den Markt und kooperiert mit der gehobenen Gastronomie.

Auch das Muri aus Dänemark setzt auf Fermentation, während Ambijus in Norwegen mit Kaltaufgüssen, Destillation und Infusionen arbeitet. Gnista aus Schweden interpretiert die Weinstile Frankreichs und Italiens auf eigene Weise – mit tiefen Aromen und Tanninen.

Immer mehr Spitzenrestaurants setzen auf alkoholfreie Getränkebegleitungen wie Proxies. Ob Cookies Cream in Berlin, Jola in Wien oder das vegetarische Happa in Kreuzberg – Proxies sind längst fester Bestandteil der Menügestaltung.

Player to watch: Bouche Kombucha

Bouche Kombucha ist ein 2019 in Berlin gegründetes Startup, das sich auf die Herstellung hochwertiger Kombucha-Getränke und alkoholfreier Weinalternativen spezialisiert hat. Die Brauerei in Berlin-Marzahn verwendet Fermentationstechniken und eigene Starterkulturen, um komplexe Geschmacksprofile zu entwickeln. Neben klassischem Kombucha bietet Bouche mit der Proxy-Linie alkoholfreie Alternativen, die auf Kombucha-Basis hergestellt werden und durch regionale Zutaten wie Quitten, Walnussblätter und Mädesüß überzeugen. Das Unternehmen legt großen Wert auf Handarbeit, Qualität und Nachhaltigkeit, wobei ihre Getränke unpasteurisiert bleiben, um lebende Mikroorganismen zu erhalten. Bouche kombiniert kulinarische Expertise mit künstlerischem Hintergrund, was sich auch im kreativen Flaschendesign widerspiegelt.

Bild: Bouche Kombucha

Premium-Traubensäfte als weitere Alternative

Neben alkoholfreiem Wein und Proxy-Weinen gewinnen auch hochwertige Traubensäfte als anspruchsvolle alkoholfreie Alternative an Bedeutung. Im Gegensatz zu industriellen Säften setzen Premium-Traubensäfte auf:

  • Sortenreine Herstellung: Renommierte Winzer produzieren Traubensäfte aus Rebsorten wie Grüner Veltliner, Zweigelt oder Gelber Muskateller, wodurch ein vielschichtiges Aroma entsteht.

  • Handverlesene Qualität: Die Trauben werden sorgfältig selektiert, um ein harmonisches Zucker-Säure-Verhältnis zu erreichen.

  • Edle Aufmachung: Hochwertige Traubensäfte werden in stilvollen Flaschen angeboten, oft mit Etiketten im Weinstil.

Dadurch haben diese Premium-Varianten nur noch wenig mit dem klassischen Traubensaft zu tun, den man seit jeher im Supermarkt kaufen kann. Mittels dieses Ansatz werden sie zunehmend in Restaurants als Speisenbegleiter angeboten.

Der Markt für hochwertige Traubensäfte wächst, insbesondere in Europa. In Deutschland wird ein jährliches Umsatzwachstum von 1,61 % prognostiziert (2025–2029). Regionale Spezialitäten wie Uhudler-Traubensaft aus dem Südburgenland gewinnen ebenfalls an Bedeutung.

Player to watch: flein

Flein ist ein Zusammenschluss von Winzern, die sich auf die Produktion von hochwertigen, sortenreinen Traubensäften als elegante, alkoholfreie Alternative zu Wein spezialisiert haben. Die Trauben stammen aus Weingärten, die eigens für die Saftproduktion bewirtschaftet und von Hand gelesen werden. Drei befreundete Weingüter aus dem Alpenraum – Gross & Gross aus Österreich, Kellerei Kurtatsch aus Italien und Schmidt am Bodensee aus Deutschland – veredeln regionale Rebsorten zu Flein-Säften. Die Säfte werden schonend pasteurisiert, um ein sortentypisches Geschmackserlebnis mit Frische, Eleganz und lebendiger Säure zu gewährleisten. Flein hat sich zum Ziel gesetzt, Saft salonfähig zu machen und wird pur und gekühlt im Weinglas genossen.

Bild: flein

Fazit

Alkoholfreier Wein, Proxy-Weine und Premium-Traubensäfte sind drei unterschiedliche Kategorien, die sich an verschiedene Zielgruppen richten. Während alkoholfreie Weine weiterhin in Qualität und Akzeptanz wachsen, bieten Proxy-Weine eine eigenständige Geschmackserfahrung. Hochwertige Traubensäfte wiederum sprechen Weinliebhaber an, die auf Natürlichkeit und unverfälschte Aromen setzen.

Eins haben alle drei Segmente gemeinsam: Sie haben das Potenzial, die Welle des Alkoholfrei-Trends weiter für sich zu nutzen und zukünftig dauerhaft eine gewichtete Rolle im Markt für Weinalternativen einzunehmen.

Weiterführende Quellen: